3 Erkenntnisse über Führung aus der VR

 

Als sich mein Sohn vor zwei Jahren eine Virtual Reality Brille gekauft hat, da hat mich das nicht gewundert. Games sind sein Hobby, und nun hatte er sich ein weiteres Spielzeug zugelegt.

Aber als mein Freund und Geschäftspartner Robert von seiner neuen VR Brille erzählte, da war ich doch erstaunt. Wozu das? Um sich virtuelle Welten anzusehen, oder will er unsere Leadership Learning Journeys jetzt in die VR verlegen?

So weit von der Wahrheit war das nicht entfernt.

Unser Partner Lumium ist VR Pionier. Lumium entwickelt keine Spiele, sie nützen VR nicht ‚zum Spaß‘ – auch wenn es Spaß macht. Den beiden Gründern Lukas Karwan und Michael Schranner geht es um Erfahrung. Sie vermitteln VR Experience. Und diese sind zutiefst menschlich, unmittelbar und emotional.

Lukas und Michael haben uns zu einer VR Experience nach Augsburg eingeladen. Dort, in den lichten Räumen des alten Glaspalastes, entwickeln sie heute innovative Anwendungen rund um Virtual Reality. Gemeinsam mit drei anderen Mitstreitern erhielten wir erst eine Einweisung, setzten dann die Brillen auf – und die Reise begann.

Sofort fanden wir uns auf einem Raumschiff wieder, durch riesige Fenster konnte man Planeten sehen. Große Räume, verbunden durch Übergänge, seltsam beleuchtet, und neben uns plötzlich Avatare – die anderen Mitreisenden in der VR.

Lukas war ebenfalls dort und stellte uns Aufgaben: wild verstreut lagen kleine und große Würfel, diese sollten wir zunächst aufstapeln, später nach Farben sortieren und dazu im Raum bewegen. Aber wie greift man nach einem Würfel, wie bewegt man ihn? Nach welchen Regeln funktionieren Bewegungen und (non-verbale) Kommunikation in VR?

Irgendwann begannen wir zu kooperieren, lernten schnell, uns zu orientieren, zusammenzuarbeiten, uns zu helfen. Die Aufgaben von Lukas konnten nur durch Kooperation bewältigt werden – in einer völlig fremden Welt mit eigenen Regeln und ohne, dass wir unsere Avatare unterscheiden konnten.

Erfahrungen in einer fremden Welt

In der fremden Welt lernten wir schnell, kooperierten, orientierten uns. Meistens ohne Worte, aber durch beobachten und experimentieren. Wir waren erfolgreich.

Nach ungefähr 45 Minuten war die Reise zu Ende. Alle Avatare gaben sich ein High-Five, warfen einen letzten Blick hinaus ins Universum – dann kehrten wir zurück und waren glücklich. Jetzt folgte etwas Wichtiges: Reflexion.

Ich war aufgewühlt nach diesem intensiven Erlebnis. Es erinnerte mich an meine Reisen zu Orten wie Delhi oder Cairo. Alles fremd, alles funktioniert nach anderen Regeln, die wir nicht verstehen. Es überwältigte mich.

Ute Müller von Lumium stellte uns Fragen, um zu reflektieren:

– Was haben wir erlebt?

– Wie haben wir gelernt?

– Was hat uns geholfen, die Aufgaben zu bewältigen

– Wie haben wir kooperiert

– Und was davon ist in der „echten“ Realität relevant?

Bemerkenswert war für mich, dass alle Erfahrungen ‚echt‘ waren. Ich war aufgeregt, neugierig, angespannt, frustriert, habe gespielt (experimentiert), gelernt, kooperiert und mich über unsere Erfolge gefreut. Das waren echte Gefühle und Erfahrungen, keine virtuellen. Über den Umweg VR haben alle intensiv und unmittelbar erfahren und erlebt.

Lukas wird uns später erklären, dass das, was wir gespürt haben, „Presence“ war. Diese Präsenz macht VR so einzigartig, eine Art kognitiver Täuschung. Obwohl uns bewusst ist, dass wir uns eigentlich in einem Büro mit fünf anderen Menschen und aufgesetzter VR Brille befinden, kann sich unser Gehirn trotzdem nicht gegen die VR Welt wehren und reagiert, als wäre die Raumstation echt.

Virtual Reality in Organisation und Führung

Durch die VR Erfahrung und die Reflexion wurde mir klar: das kann ein wirkungsvolles Element in der Entwicklung von Führungspersönlichkeiten sein, von Teams und einer ganzen Organisation. Anstatt theoretisch über agile Methoden oder neue Modelle der Organisationsentwicklung und Führung zu sprechen, können wir unmittelbare Erlebnisse schaffen.

Kooperation ohne Hierarchie

Als wir die Brille aufgesetzt haben, war Hierarchie verschwunden. Egal, wer wir im ‚echten‘ Leben sein mögen – Chef oder Auszubildender -, hier spielte es keine Rolle. Wir mussten schnell lernen, gemeinsam Aufgaben zu lösen, und wer versuchen würde, an seiner hierarchischen Rolle festzuhalten, wäre wirkungslos. Was zählt, sind Präsenz, gemeinsames Lernen, Kooperation auf Augenhöhe. Und die Erfahrung: es ist gelingt schnell, vermutlich viel schneller als innerhalb der üblichen Organisations-Ritualen.

Unsonscious Bias wird sichtbar

Als ich die Mitstreiter bei Lumium traf, machte ich mir sofort – und unbewusst – ein Bild von jedem einzelnen. Jung, alt, Nerd, Manager-Typ, interessant, langweilig, sympathisch oder nicht. Alles nur (Vor-)Urteile über Menschen, die ich garnicht kannte. Ich nenne das Konstruktionen der Wirklichkeit. Das hat sich innerhalb von Sekunden aufgelöst.

Ich wusste nicht, mit wem ich da so prima Würfel gestapelt hatte, wer mir geholfen hat oder ich ihm/ihr. Es war irrelevant. In ‚echt‘ hätte ich mir meinen Kooperationspartner vielleicht nach Sympathie ausgewählt, in der VR spielte nur eine Rolle, wie gut wir kooperieren können, um ein Problem zu lösen. Sind meine (Vor-)Urteile vielleicht garnicht richtig und relevant, sondern hinderlich? In der VR werden sie überwunden.

Wir sind handlungsfähig – immer

Stell dir vor, du landest auf einem fremden Planeten. Alles ist anders, funktioniert nach unbekannten Regeln. Du kennst die Sprache nicht, kannst Zeichen nicht deuten, Komplexität überwältigt dich. Du bekommst Angst, bist unsicher und wie gelähmt. Aber dann, Schritt für Schritt, eroberst du dir diese neue Welt. Du probierst aus, lernst schnell, und nach kurzer Zeit gewinnst du Sicherheit. Die Welt bleibt komplex, aber du lernst ihre Regeln kennen.

Das ist die größte Erfahrung für mich persönlich: Wissen und Erfahrung helfen mir in der VR (zunächst) nicht. Nur Präsenz und Ausprobieren. Sich einlassen und handeln. Üblicherweise verbringen wir unser Leben meistens im Routine-Modus. Wir kommen mit dem Auto irgendwo an, können uns aber an die Fahrt nicht erinnern, weil wir telefoniert, Radio gehört oder uns die Gedanken mit gestern und morgen auf Trab gehalten haben. Trotzdem haben wir unser Ziel erreicht.

Aber wenn sich Umwelten verändern, dann müssen wir aus der Routine raus in die Präsenz. Den Geist öffnen – Mindful werden. Dann bleiben wir handlungsfähig. Und VR hilft uns, diese Erfahrung sehr unmittelbar und intensiv zu machen. Diese Erfahrung – ein kollektives Erlebnis – dient als Grundlage für Veränderung. Und diese Erfahrung können wir immer und überall erzeugen. Auch in unseren gewohnten Umgebungen.

Zukünftige Kompetenzen

Unsere Gespräche mit Lumium gehen in die nächste Runde. Ich glaube fest daran, dass manche Lernerfahrungen durch VR schneller und intensiver geschaffen werden. Bei triangility arbeiten wir mit Führungskräften an neuen Prinzipien für Führung in der Zukunft – wo uns Wissen und Erfahrung nicht oder nur noch eingeschränkt weiterhelfen.

Komplexe Trends wie Digitalisierung, Analytics & KI, Experience Economy, Neo-Ökologie, Nachhaltigkeit, aber auch steigende Dynamik in gesellschaftlichem Wandel, Politik und Ökonomie – all das erfordert eine neue Form der Führung. Anpassungsfähigkeit, Agilität, Innovation, Resilienz brauchen Präsenz und Kooperation auf Augenhöhe. Führungskräfte müssen dafür neue Prinzipien, Praktiken und Kompetenzen etablieren.

Und viele der Kompetenzen kann man in VR schnell erfahren. Bald werden wir Führungskräften gemeinsam mit Lumium VR Brillen aufsetzen und mit ihnen auf eine intensive Reise gehen..

Wenn Sie dabei sein wollen, dann buchen Sie unser Virtual Reality Training für Führungskräfte.

Michael Pohl | MCSL

Ihr Trainer

Michael Pohl 
Selbstständiger Trainer und Coach

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