Ihr Trainer
Aurel Bereuter
Schauspieler, Speaker & Landwirt, Coach
Folgendes Interview mit unserem Trainer Aurel Bereuter erschien in unserer Reihe MCSL MEETS YOU als Video-Interview. Lesen Sie hier das Videotranskript.
Aurel, wir haben uns kennengelernt im Theater. Was kann man von einem Schauspieler zum Thema Führung lernen?
Als Schauspieler habe ich ein sehr umfassendes Verständnis von meiner Rolle. Meine inneren und äußeren Haltungen, die verkörpere ich. Ich führe meine Rolle, ich gehe also rein und während ich meine Rolle führe, bin ich hellwach: für die Aktionen, aber auch für die Bedürfnisse meiner Mitspieler:innen.
Du hast schon gesagt »während ich führe in meiner Rolle«. Was ist deiner Auffassung nach die wichtigste Eigenschaft, die eine Führungskraft mitbringen sollte?
Ein absolutes Bewusstsein über die eigene Position im Raum, aber auch über die innere und äußere Haltung und eben das Gespür für das Gegenüber: diese Empathie-Fähigkeit, um auch mal hineinzufühlen und einen Perspektiven-Wechsel zuzulassen, dass ich meine Mitarbeitenden eben nicht nur fachlich unterstütze, sondern auch emotional.
Apropos Empathie und emotionale Unterstützung, kann man sich denn diese Eigenschaften aktiv aneignen oder antrainieren?
Es gibt Möglichkeiten, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wo und wie ich selber bin und das schafft mir Raum und diese »Körpersprache der Souveränität« verschafft mir eben auch die Möglichkeit, den anderen überhaupt wahrzunehmen. Ja, das kann man trainieren. Ich kann über aktives Zuhören ganz viel Bewusstsein schaffen. Über Nachfragen, über Paraphrasieren – also über das Wiederholen des Gehörten mit eigenen Worten, damit man auch zum Abschluss einer Besprechung eine Kongruenz hat, damit man sich abgleicht und weiß, das ist der Weg für die nächsten drei Wochen. Überhaupt dieses Bewusstsein zu schaffen, den Beobachter anzuschalten, wenn in einem schwierigen Gespräch unter einer vermeintlichen Sachebene noch eine emotionale Ebene reinspielt und wie schaffen wir es da, eine Steuerungsebene zu gestalten, wie wollen wir miteinander umgehen.
Ja, das ist die große Frage. Die Frage, die wahrscheinlich auch in deinem Seminar »Beziehungskompetenz für Führungskräfte« thematisiert wird. Jetzt kommen wir mal zu den Teilnehmenden: Was erwartet diese denn in deinem Seminar und welchen konkreten Benefit nehmen sie denn nach dem Seminar mit?
Ich bin Schauspieler, das heißt, wir spielen sehr viel. Wir bewegen uns im Raum, wir sitzen da nicht rum und malen Flipcharts, sondern beim Spielen kommen Themen hoch. Die kann ich als systemischer Coach begleiten, aber ich habe auch handfeste Tools, eine Handreichung zum Beispiel für die Gesprächsvorbereitung. Dann gehen wir in Szenen rein: Mitarbeitergespräche, alles aus dem Unternehmenskontext soll hier rein, auch emotional aufgeladen werden: Wer sind die Beteiligten? Was sind die Argumente? Was sind die Wünsche? Was ist die beste Alternative oder was ist die Ausstiegsalternative? Und das erfährt man am eigenen Leib und bekommt es noch gespiegelt von den anderen: Was war nur nonverbal, was haben die wahrgenommen? Verbal? Was macht den Unterschied? Wo hat das Gegenüber ein Argument aufgenommen, geschluckt, verdaut? Wo kams zu einer Befriedigung? Was hat dazu beigetragen, dass es eskaliert ist? Was macht den Unterschied? Und das schafft mir einfach ein Bewusstsein für eine aufrichtige Führungspräsenz.
Du hast jetzt schon einiges aufgezählt, was in deinem Seminar passiert. Jetzt würde uns natürlich noch interessieren: Wie gelingt es dann den Teilnehmenden, das, was sie in deinem Seminar mitnehmen, auch unmittelbar in den Führungsalltag umzusetzen.
Ganz einfach durch die körperliche Erfahrung. Der Körper hat ein Gedächtnis: »Sens Memory« nennen das die Schauspieler. Und wenn ich das immer wieder erfahre, dann habe ich die Wahl, das im Alltag auch unter stressigen Bedingungen umzusetzen. Weil ich die schöpferische Millisekunde habe und nicht nur reagiere aus meinen emotionalen Mustern heraus. Sondern, ich agiere aus der Souveränität und ich habe die Wahl und ja, natürlich habe ich ein ganz anderes Bewusstsein für mich und fürs Gegenüber, auch für den Raum. Ein Gespür.
Aurel, jetzt kommen wir mal zu zwei persönlichen Fragen, und zwar Frage Nummer eins: Warum tust du das, was du tust? Und zweite Frage: Was begeistert dich am Beruf des Businesstrainers?
Also was ich tue: Ich bin Landwirt, weil ich das Leben liebe und die Kreisläufe und weil ich Natur bin. Ich gehe nicht in die Natur, wir sind Natur. Kabarettist, weil ich Menschen gerne zum Lachen bringe und dadurch auch noch ein bisschen was transportiere und Trainer, weil ich die Menschen liebe und mich interessiert: Was bewegt dich? Und gerne eine Veränderung auch herbeiführe, wenn es gelingt.
Zum Schluss machen wir jetzt noch eine ganz knackige Blitzfragerunde, und zwar bitte ich dich ganz kurz zu antworten auf folgende Fragen:
Stadt oder Land?
Ich lebe im Wald, um in der Stadt dann die Sau rauszulassen.
Introvertiert oder extrovertiert?
Je nachdem, was die Umgebung erfordert. Ich bin kongruent.
Schloss oder Alpe?
Also erst Schloss und dann Alpe.
Theater oder Film?
Theater. Film involviert mich emotional so sehr, ich komme nicht mehr raus.
Präsenztrainings oder Online-Weiterbildung?
Präsenz, Präsenz, Präsenz. Aber wir können auch online, das haben wir gelernt.
Meine größte Challenge als Business-Trainer?
Struktur und eben so ein Interview zu führen.
Wo hast du mehr Lampenfieber: als Schauspieler oder Business-Trainer?
Bei beiden gleich und es geht immer darum eben, Lampenfieber in Präsenz zu verwandeln, hier zu sein.
Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben?
Ehrlich, liebevoll und natürlich.
Letzte Frage: Was gefällt dir am Management Centrum Schloss Lautrach?
Die Menschen und die unglaubliche Atmosphäre, die es einem ermöglicht, hier das erleben zu dürfen. Und ich muss mir keine Gedanken machen um das Drumherum. Dafür Dank.
Wir danken dir: vielen, vielen Dank, dass du dabei warst bei unserem neuen Format. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Mir hat es sehr, sehr viel Freude gemacht
Mir auch!
Und es war klasse. Danke schön, Aurel!
Danke, Christina!