Konflikte am Arbeitsplatz
Was wirklich funktioniert
mit Esther Basu
»Zukunft made in Germany − besorgt, doch nicht hoffnungslos«: So lautet der Titel der Trendstudie Jugend in Deutschland 2025 (mit großem Generationenvergleich). Wir haben mit dem Studienleiter und Herausgeber Simon Schnetzer über die Ergebnisse der Befragung gesprochen. Was bewegt junge Menschen und was bedeutet das für die Arbeitswelt? In unserem Interview finden Sie die Antworten.
Herr Schnetzer, betrachten wir doch direkt die hartnäckigsten Klischees über die »Jugend von heute«: Sind junge Menschen wirklich leistungsscheu und unentschlossen − oder sehen Sie in Ihrer Studie nur ein anderes Verständnis von Arbeit und Lebensgestaltung?
Was wir sowohl in unserer neuen Trendstudie als auch in unseren Leadership-Formaten sehen: Die Jungen sind nicht faul! Wer sich etwas intensiver mit Jugendlichen und ihrem Engagement beschäftigt − sowohl in der Schule, online oder in der Gründerszene − kann eine solche Aussage nicht treffen. Doch neben der gefühlten Wahrnehmung zeigen auch die Arbeitsmarktdaten, dass die Jungen sich im Vergleich mit Älteren nicht verstecken müssen. Der Grund, warum sich dieses Vorurteil dennoch so hartnäckig hält, ist der: Die Zeiten von »Lehrjahre sind keine Herrenjahre« sind vorbei. Junge Menschen benötigen häufiger Feedback und fordern Dinge ein, die sich ältere Kolleg:innen nicht getraut hätten. Ja, sie haben Schwierigkeiten sich zu entscheiden und definieren Entscheidungen eher unverbindlich. Für Unternehmen ist es anstrengend, wenn ein unterschriebener Ausbildungsvertrag nicht mehr heißt »In einem Jahr fange ich bei Ihnen an«, sondern »Ich schätze die Option bei Ihnen anzufangen, wenn bis dahin nichts Besseres kommt«.
Nach was sehnen sich junge Menschen im Job und was motiviert sie?
Was sich junge Menschen im Job wünschen, unterscheidet sich nicht von den Wünschen der Älteren. Am wichtigsten ist allen Generationen eine gute Arbeitsatmosphäre, die Balance von Arbeit und Freizeit, Sicherheit des Arbeitsplatzes und gute Führung. Der Unterschied ist, dass die Jungen es einfordern. Es ist aber wichtig, genauer zu verstehen, was die Atmosphäre beispielsweise ausmacht. Und das ist immer eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Team. Der größte Leistungsmotivator der Jungen ist paradoxerweise Geld. Wer führt, weiß, wie wenig nachhaltig die Motivation durch Geld ist. Doch Geld wird dann zum kritischen Motivationsfaktor, wenn Menschen das Gefühl haben, es reicht nicht. Das finanzielle Sicherheitsgefühl hat seit 2020 stark gelitten, wodurch Geld für alle Altersgruppen an die Spitze des Motivationsrankings katapultiert wurde.
Ihre Studie zieht auch den Vergleich zu den anderen Alterskohorten der 30- bis 49-Jährigen und 50- bis 69-Jährigen. Welche signifikanten Unterschiede beobachten Sie?
Den Generationenvergleich führen wir alle zwei Jahre durch und er zeigt überwiegend, wie ähnlich Menschen der unterschiedlichen Altersgruppen ticken. Die häufig gehörte Aussage, dass junge Menschen ganz andere Werte oder ein anderes Tugendverständnis hätten, ist falsch. Wir sehen tatsächlich viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede und ein stabiles Fundament für gute Generationenbeziehungen. Die größten Unterschiede sehen wir in der psychischen Belastung und in der Nutzung von digitalen Medien und künstlicher Intelligenz.
Generationenkonflikte sind ein großes Thema im Berufsalltag. Wo liegen für Sie die Gründe hierfür und was können Unternehmen dagegen tun?
Bei den meisten Konflikten geht es eigentlich um Kommunikation und weniger um Konfliktlinien zwischen jüngeren und älteren Beschäftigten. Was meine ich damit? In Unternehmen geht es häufig darum, dass man sich auf andere verlassen muss und davon abhängig ist, dass sie eine bestimmte Aufgabe »richtig« erledigen. Viele Unternehmen versäumen es, dieses »richtig« klar zu definieren. Für die einen beinhaltet das aufgrund ihrer Prägung, nach dem erledigten Job noch aufzuräumen und sauberzumachen. Andere benötigen einerseits die Klarheit, dass dies Teil der Aufgabe ist und wollen zudem verstehen, warum dies sinnvoll und wichtig ist. Das Schaffen eines gemeinsamen Verständnisses ist einer der wirkungsvollsten Hebel gegen Spannungen in altersgemischten Teams.
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Was sollten Führungskräfte über die Zusammenarbeit mit der jungen Generation unbedingt wissen – und worauf kommt es im Alltag wirklich an?
Wer Pflanzen hat und möchte, dass sie sich gut entwickeln, muss bei jeder Pflanze schauen, was sie braucht: wie viel Licht, wie viel Wasser, welchen Dünger, wann einen neuen Topf und Erde … Führungskräfte sollten sich immer wieder daran erinnern, ihrem Team zuzuhören, um zu verstehen, was sie brauchen. Bei den Jungen muss man genauer hinhorchen, weil sie anders aufwachsen und wir weniger als bekannt voraussetzen können. Unsere Trendstudien hilft, besser zu verstehen, worauf man achten sollte. Doch am Ende führt man nicht die Jugend, sondern Individuen und nichts ersetzt persönliche Gespräche und Wertschätzung.
Jugendforscher, Speaker und Leadership-Coach
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> Führung junger Menschen und altersgemischter Teams
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24.11.2025–25.11.2025