Interview mit Dr. Bernhard Nusstein: Sinn geben - Mit Menschen über zentrale Fragen des Lebens reflektieren


Seit wann sind Sie beim MCSL und was hat Sie bewogen, gerade dort Trainer zu sein?
Ich habe meine Arbeit als Trainer und Berater im MCSL zu Beginn dieses Jahres aufgenommen. Zuvor konnte ich als Consultant in einem amerikanischen Beratungsunternehmen wertvolle Berufserfahrung sammeln, insbesondere in der Begleitung von Führungskräften internationaler Großkonzerne. Für den Wechsel nach Lautrach gab es mehrere Gründe: Zum einen spricht mich als »gelernten« Theologen die klare Wertorientierung in der Führungsphilosophie des MCSL an, zum anderen gewann ich in den Bewerbungsgesprächen den Eindruck, dass diese Philosophie im MCSL auch gelebt wird. Und schließlich habe ich hier die Möglichkeit, zumindest einen Teil meiner Veranstaltungen für Kunden vor Ort auf Schloss Lautrach durchzuführen. Damit reduziere ich Reisezeiten und gewinne wertvolle Zeit für meine Familie und für mich.

Was sind Ihre thematischen Schwerpunkte im MCSL?
Ich bin mit Leib und Seele Trainer, dementsprechend konzentriere ich mich derzeit auf modular angelegte Entwicklungsmaßnahmen für Führungskräfte. In diesen Seminaren decke ich eine breite Themenpalette rund um das Thema »Führung« ab – angefangen bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Führungsrolle, über Fragen des persönlichen Selbstmanagements bis hin zu den kommunikativen Herausforderungen in erfolgskritischen Führungssituationen. Außerdem moderiere ich Workshops und möchte in Zukunft verstärkt  jüngere Führungskräfte als Coach begleiten.

Was begeistert Sie am Beruf des Trainers?
Als Trainer habe ich das Privileg, viele interessante Menschen kennen lernen zu dürfen und mit ihnen über zentrale Fragen ihres Lebens – also das, was sie als Persönlichkeiten und als Führungskräfte bewegt – nachzudenken. Ich mache dabei immer wieder die Erfahrung, dass ich mit meinen Impulsen und Einladungen zur Reflexion einen Beitrag zum persönlichen Wachstum dieser Menschen leisten kann. Und auch ich selber bleibe durch diese Auseinandersetzung in fruchtbarem Kontakt mit meinen Lebensthemen. Schließlich mag ich auch das praktische Üben im Seminar. Wenn einem Teilnehmer bei einer Praxissimulation oder Fallarbeit ein Licht aufgeht, wenn er sein Verhaltensrepertoire konstruktiv erweitern kann, dann bin ich begeistert.

Wann ist für Sie ein Seminar | Training ein Erfolg?
Natürlich höre ich es gerne, wenn Teilnehmer mir rückmelden, dass die Seminartage sinnvoll investierte Lebenszeit waren und dass sie für ihren Alltag etwas Brauchbares mitnehmen können.  Aber auch so manchen Widerstand und manch kritisches Feedback kann ich mittlerweile als Erfolgsindiz werten, wenn ich den Eindruck habe, dass sich diese Teilnehmer ernsthaft mit den behandelten Themen auseinander gesetzt haben und sich in der Folge bewusster verhalten.

Was war das Schönste, das Ihnen in Ihrem Berufsleben widerfahren ist?
Da gibt es viele Highlights. Sie haben immer damit zu tun, dass mir Menschen signalisiert haben: »Ich schätze dich« und: »Ich vertraue darauf, dass du einen sinnvollen Beitrag für Einzelne oder die Gemeinschaft leistest.« Dass ich aus einer Vielzahl von Bewerbern für Lautrach ausgewählt wurde, ist so ein Highlight.

Welche Vorbilder beeindrucken Sie am meisten?
Es fällt mir schwer, hier bekannte Persönlichkeiten anzuführen. Ich hatte in meinem Leben immer wieder Lehrer, die mich geprägt und eine bestimmte Wegstrecke begleitet haben. Das waren durchweg profilierte, in der Regel auch kantige Persönlichkeiten, an denen ich mich reiben konnte. Ich schätze es sehr, wenn Menschen authentisch sind und sich nicht hinter glatten Fassaden verstecken. Ich schätze es, wenn Menschen sagen, was sie denken, selbst wenn es gerade nicht opportun scheint. Und natürlich schätze ich es auch, wenn Menschen tun, was sie sagen.

Welches Buch inspiriert Sie gerade?
Ich habe gerade die 1000 Seiten von Frank Schätzing’s »Der Schwarm« durchgeackert. Inspiriert hat mich dieses Buch allerdings nur im ersten Drittel, weil ich dort etwas Neues über geologische und ökologische Zusammenhänge gelernt habe. Mit dem abstrusen Ende konnte ich ehrlich gesagt wenig anfangen. Fachlich bin ich noch immer von Marcus Buckingham’s und Curt Coffman’s Buch »Erfolgreiche Führung gegen alle Regeln. Wie Sie wertvolle Mitarbeiter gewinnen, halten und fördern.« angetan, das ich vor einigen Monaten gelesen habe. Der Titel ist mir etwas zu reißerisch formuliert, aber der Inhalt deckt sich weitgehend mit meiner Lebens- und Berufserfahrung.

Was schätzen Ihre Teilnehmer am meisten an Ihnen?
Meine direkte, ehrliche Art und meinen zuweilen recht schwarzen Humor.

Was halten Sie für Ihre größte Begabung?
Wozu ist es wichtig, einen Superlativ zu definieren? Ich denke, ich kann einige Dinge im Leben gut: mich klar ausdrücken, auch vor Gruppen; meine eigene Lebenserfahrung für meinen Beruf nutzbar machen; mich abgrenzen und Konflikte austragen, wenn es nötig ist; selbstkritisch sein, um nicht träge zu werden; trauern; lieben und vieles mehr.

Wie halten Sie sich fit für die Belastungen Ihres Berufs?
Ich versuche, ausreichend zu schlafen (was meine Kinder nicht immer zulassen), esse gerne und gut, bewege mich in der Natur und regeneriere bei Gartenarbeit.

Was sind Ihre größten Freuden im Leben?
Beziehungen zu pflegen: Natürlich mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen, aber auch mit meiner Mutter, meinen Geschwistern und einer Hand voll guter Freunde.

Worauf möchten Sie in Ihrem Leben auf keinen Fall verzichten?
Auf Menschen, die ich gern habe und die mich gern haben. Auf eine sinnvolle Arbeit. Auf meine bayerische Heimat. Auf Ente mit Blaukraut und ein kühles Bier.

 

Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Christina Kral-Voigt, Leitung Seminare I Seminarberatung