Interview mit Gabriele Fischer: Ihr persönlichstes Ausdrucksmittel – Wie Gestik, Mimik und Stimme eine Allianz bilden


Von dem Kommunikationsforscher Paul Watzlawick stammt das Axiom: »Man kann nicht nicht kommunizieren«. Unseren Körper nutzen wir ständig, meist unbewusst, zur nonverbalen Kommunikation. Warum drückt unser Körper oft etwas anderes aus, als wir es eigentlich möchten?
In unseren beruflichen Situationen geht es uns um die Sache und wir möchten nicht unbedingt alles, was wir fühlen, preisgeben. Doch in unserer Körpersprache drücken sich ganz unmittelbar unsere Emotionen aus. Zum Beispiel legt sich bei Skepsis die Stirn in Falten, bei Angst stockt der Atem, bei Ungeduld fangen die Füße an zu wippen oder bei Begeisterung strahlen die Augen. Der Körper redet also mit und zeigt zusätzlich etwas zu dem, was der Mund kontrolliert artikuliert. Wenn man die Körpersprache bewusst wahrnimmt und einbezieht, bekommt man einen Gesamteindruck. An Tonfall, Atmung und Körperhaltung können wir zum Beispiel erkennen, ob jemand überzeugt ist von dem, was er sagt oder welche Gefühle er zu einer Sache oder dem Gesprächspartner hat.

Die Mimik ist ja auch ein wesentlicher Teil der Kommunikation. Was verraten Augen und Gesicht über unsere Einstellung und unsere Emotionen zum Gesagten? Wie wichtig ist der Blickkontakt?
Blicke können töten, Bände sprechen, mehr sagen als tausend Worte. Wenn man jemanden keines Blickes würdigt, gilt man als arrogant. Ein zu lange gehaltener Blick kann bedrohlich wirken oder auch verführerisch. Ein offener freundlicher Blickkontakt schafft Verbindung zu anderen Menschen. Wenn Sie von etwas begeistert sind, werden Ihre Augen strahlen und Sie werden andere mitreißen. Bei unangenehmen Situationen wird der direkte Blickkontakt lieber vermieden. In jedem Fall ist der Blickkontakt in Verbindung mit den anderen Signalen des Körpers und dem Gesagten zu sehen.

Sympathisch wirkt oft derjenige, der die Bewegungen und die Gestik seines Gegenübers imitiert. In der Psychologie spricht man hierbei von Spiegelung. Kann man dieses Verhalten steuern, in welcher Situation wirkt es passend und wann macht es nicht Sinn?
Ja klar, kann ich das steuern. Ich kann einfach jemanden nachmachen. Wenn ich Pech habe, fühlt er sich aber veräppelt und belästigt. Jedoch die Spiegelung subtil eingesetzt, drückt Verbundenheit und Gleichheit aus. Die Spiegelung geschieht aber auch automatisch, wenn ich mich auf den anderen einstelle und mich in ihn hineinversetze. Durch gute Beobachtung der Körpersprache kann ich meinen Gesprächspartner besser verstehen und abholen. Weniger Sinn macht es, wenn man sich selbst bei der Spiegelung verliert und nur anpasst. Fühlt man sich in einem thematisch schwierigen Gespräch zu wohl, ist man leichter beeinflussbar und sollte aufpassen, dass man nicht manipuliert wird.

Betritt eine Person einen Raum oder stößt sie zu einer Runde von Menschen, gilt es, sich zu positionieren und sein Territorium zu erobern. Worauf ist dabei zu achten? 
Jeder Mensch hat eine Aura. Respektieren Sie diese und kommen Sie niemandem zu nahe. Bei vertrauten Personen ist etwa eine Unterarmlänge Abstand möglich. Bei Fremden sollten Sie eine Armlänge Distanz wahren. Auf jeden Fall strecken Sie Ihre Fühler aus und beobachten Sie. Nähern Sie sich einer Runde von Menschen, achten Sie auf Blickkontakte und ob sich die Runde öffnet. Wenn ja, dann sind Sie willkommen.

Die Körpersprache von Frauen und Männern ist tendenziell unterschiedlich. Welche Power-Posen und Hochstatusgesten sind typisch männlich und was drücken sie aus? Mit welcher intuitiv weiblichen Körpersprache agieren hingegen Frauen?
Power-Posen wie geschwellte Brust, Arme in die Hüften gestemmt, breitbeiniger Cowboygang und ausladende Siegergestik demonstrieren Macht und Dominanz. Mit diesen Körperhaltungen macht sich jemand größer und versucht verdrängend auch den Raum anderer einzunehmen. Bei Frauen kann man häufig beobachten, dass sie zu wenig Raum einnehmen und sich kleiner machen, als sie sind. Das hat sicher mit Erziehung und Sozialisation zu tun. Wenn Frauen sich behaupten wollen, neigen manche dazu, starr und fest zu werden und verlieren ihren Charme und ihre Weiblichkeit. Eine aufrechte Körperhaltung mit offener Gestik und ruhigen Bewegungen macht einen starken Eindruck – bei Männern ebenso wie bei Frauen.

Worauf sollten Frauen in ihrer Körperhaltung gegenüber dem oft dominanten Auftreten von Männern achten, welche Körpersprachemuster sollten Frauen besser ablegen? Und welcher Gestus sorgt für gute Präsenz, stimuliert gar die Selbstsicherheit eines Menschen?
Es fängt ja schon damit an, dass Männer meist etwas größer gewachsen sind als Frauen. Bei einem Gespräch im Stehen bin ich so als Frau gezwungen, zu den Männern aufzublicken. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, die Halswirbelsäule nicht nach hinten abzuknicken, denn das verschließt Stimme und Brustraum und heraus kommt eine piepsige, enge Stimme. Wenn Sie einen gefühlt großen Abstand zwischen den Ohren und Schultern herstellen, wachsen Sie aus sich heraus und können auf Augenhöhe agieren. Notfalls gehen Sie auch einen halben Schritt zurück, das vergrößert Ihre Aura und Ihre Brust richtet sich auf, die Stimme wird gleich kräftiger. Auch sieht man bei Frauen häufiger als bei Männern, dass sie den Kopf zur Seite geneigt halten. In Fachgesprächen bei der Arbeit sollten beide Geschlechter den Kopf aufrecht halten. Setzen Sie sich gedanklich eine zu balancierende Krone auf. Sie werden staunen, wie Ihre Umwelt auf Sie reagiert!

Analysen zeigen, dass das gesprochene Wort in der Gesamtwirkung eine viel geringere Rolle spielt als der Tonfall der Stimme und der Körpergestus eines Menschen. Welche praktischen Übungen gibt es in Ihrem Seminar, damit die Teilnehmer den richtigen Ton treffen und ihre körperliche Ausdrucksfähigkeit verbessern?
In meinem Seminar »Körperliche und stimmliche Ausdrucksfähigkeit« dürfen sich die Teilnehmer »Luft machen«, sich von Druck und Anstrengung im Berufs- und Präsentationsleben befreien. Eine gut sitzende Stimme kann schwingen und klingen und ist dauerhaft belastbar, was sicher für jeden in verantwortlicher Position sehr wichtig ist. Man hört Ihnen gerne zu. Ihre Zuhörer entscheiden anhand Ihrer Stimme und Körpersprache, wie Sie ankommen, sympathisch und kompetent. Schöpfen Sie Ihre Möglichkeiten aus. Ergreifen Sie das Wort, mal laut, mal flüsternd, mal unterhaltsam oder sachlich. Und vor allem: lachen Sie! Das ist die beste Übung für das Zwerchfell. Viele Spiele aus der Kindheit waren gut für die Entwicklung unserer Stimme. Da knüpfe ich u.a. in meinem Seminar an. Es ist ja alles da. Lassen Sie den Ton raus. Die Welt freut sich, Sie zu hören!


Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Christina Kral-Voigt, Leitung Seminare I Seminarberatung

Gabriele Fischer | Management Centrum Schloss Lautrach

Ihre Trainerin

Gabriele Fischer
Selbstständige Trainerin und Coach

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