Ihr Trainer
Gerhard Herb
Selbständiger Managementberater, Trainer und Coach
Die Fähigkeiten der Mitarbeiter und insbesondere der Führungskräfte sind die eigentlichen Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Aus diesem Grunde kommt der Entwicklung des Mitarbeiterpotenzials entscheidende strategische Bedeutung zu. Das Erkennen, Fördern und Entwickeln von Mitarbeiterpotenzial wird damit zu einer erstrangigen, nicht delegierbaren Führungsaufgabe. Führen heißt in diesem Zusammenhang Menschen in ihren Fähigkeiten und Potenzialen richtig einzuschätzen, sie richtig einzusetzen (»richtiger Mensch an die richtige Stelle«) und in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern. Um als Führungskraft dieser Aufgabe gerecht zu werden, sind gewisse Voraussetzungen und auch bestimmte Fähigkeiten erforderlich. Zum einen müssen die unternehmensspezifischen Führungsanforderungen (Führungsleitbild) bekannt und akzeptiert sein. Zum zweiten erfordert die Aufgabe Potenzialerkennung ein hohes Maß an Menschenkenntnis. Und zum dritten braucht es ein professionelles Verfahren zur Menschenerkennung, das den gesamten Menschen differenziert ins Blickfeld nimmt.
Menschenkenntnis – und ihre Tücken
Dass gute Menschenkenntnis allein häufig nicht ausreicht, um Mitarbeiter differenziert und möglichst »objektiv« einschätzen zu können, lehrt die Alltagserfahrung. Wir alle stellen im Lauf des Lebens fest, dass unsere Wahrnehmung zahlreiche Fehlerquellen beinhaltet. Wir empfinden grundsätzlich subjektiv, unscharf, emotional getrübt und durch bisherige Erfahrungen vorgeprägt. Unsere Personenwahrnehmung wird durch die ersten Informationen kanalisiert. Spätere Informationen, die unseren ersten Bildern widersprechen, filtern wir gerne aus. Wir glauben, was wir glauben wollen. Wir denken also nicht so, dass ein möglichst objektives Ergebnis herausschaut, sondern eher so, dass es für uns persönlich stimmig ist. Aus diesem Grunde ist der Einsatz professioneller Verfahren zur Persönlichkeitserkennung sinnvoll und richtig.
Die Erfassung der Persönlichkeit eines Menschen
Jeder Mensch ist einzigartig und entzieht sich damit einer »vollständigen« Erkennung durch andere. Wir können aber die Persönlichkeit eines Menschen, die sich aus dem Zusammenwirken seiner Erbanlagen, seiner sozialen Prägung und seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung bildet, beschreiben und einschätzen. Um aber diese Komplexität adäquat erfassen zu können, braucht es ein differenziertes System zur Einschätzung der Persönlichkeit, an das folgende Anforderungen zu stellen sind:
Das System der »Komplementären Einschätzungshilfen«
Das Management Centrum Schloss Lautrach setzt für die Aufgabe der Persönlichkeitserkennung neben dem Enneagramm vor allem das System der »Komplementären Einschätzungshilfen«1 (kurz: KEH) ein. Dieses System basiert auf der charakterologischen Anwendung des »Prinzips der Polaritäten«. Das Prinzip der Polarität besagt, dass unser Bewusstsein, mit dem wir die Welt erfahren und erfassen, polar angelegt ist. Wir erfahren im Leben Gegensätzlichkeiten wie Ich und Du, oben und unten, innen und außen oder männlich und weiblich. Wir werten polar in gut und böse. Wir symbolisieren Himmel und Hölle. Wir kennen Plus- und Minuspol und haben eine räumliche Orientierung zum Nord- und Südpol. Auch unsere Persönlichkeit lässt sich in ihrer Differenziertheit überzeugend nur durch das Polaritätsprinzip erfassen. Die polare Sichtweise besagt dabei, dass einer Charaktereigenschaft eines Menschen jeweils eine zugehörige »gegenläufige Zwillingseigenschaft« gegenübersteht. Man kann wegen der Komplementarität also nicht isoliert über eine Charaktereigenschaft eines Menschen sprechen, sondern thematisiert, gewollt oder ungewollt, immer zugleich die komplementäre Zwillingseigenschaft mit. Natürlich sind in jedem Menschen immer beide Elemente einer Polarität (z.B. Gefühls- und Ver-standesbetonung) »vorhanden«. Um aber einen Menschen in seinem Potenzial richtig erkennen zu können, ist es wichtig zu erfahren, ob ein Mensch eine der beiden Eigenschaften nahezu ausschließlich, eher überwiegend oder eben auch in sich trägt, denn es gilt der Grundsatz: Je stärker eine Eigenschaft ausgeprägt ist, desto mehr wird die gegenteilige Eigenschaft verkümmern. Jede Stärke als Ausdruck einer einseitigen Orientierung enthält somit immer zugleich eine potentielle Schwäche. Und an jeder Schwäche, die als Defizit der unterentwickelten Zwillingseigenschaft in Erscheinung tritt, hängt eine momentan nicht erkennbare latente Stärke. Stärke und Schwäche sind also wie Licht und Schatten. Der Arbeitsbogen im System der Komplementären Einschätzungshilfen erfasst über 20 führungsrelevanten Persönlichkeitsmerkmale und eignet sich neben der Erfassung des Persönlichkeitsbildes eines Menschen auch zur Präzisierung des Anforderungsprofils einer Aufgabe. Er ist damit als Instrument doppelt nutzbar und wird gerade durch den Vergleich von Persönlichkeitsbild und Anforderungsprofil zum unentbehrlichen Instrument jeder seriösen Potenzialeinschätzung.
Lassen wir zum Schluss unserer Erörterung noch einen großen Literaten zu Wort kommen, der in seinen Werken auch das Prinzip der Polarität beschreibt: »Denn einzig besteht für mich das Leben im Fluktuieren zwischen zwei Polen, im Hin und Her zwischen den beiden Grundpfeilern der Menschheit. Beständig möchte ich mit Entzücken auf die selige Buntheit der Welt hinweisen und ebenso beständig daran erinnern, dass dieser Buntheit eine Einheit zugrunde liegt; beständig möchte ich zeigen, dass Schön und Hässlich, Hell und Dunkel, Sünde und Heiligkeit immer nur für einen Moment Gegensätze sind, dass sie immerzu ineinander übergehen.«
Hermann Hesse »Die Einheit hinter den Gegensätzen«
Wer Näheres über das Thema Potenzialerkennung oder das System der »Komplementären Einschätzungshilfen« und seine Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen erfahren möchte, wendet sich bitte an den Leiter Seminare und Beratung beim Management Centrum Schloss Lautrach, Herrn Gerhard Herb, Tel. 08394/910-414.
(1) © System Dr. Walter Eberle: das Management Centrum Schloss Lautrach ist autorisierter Lizenznehmer.